Ben zu: Der Wind unter meinen Flügeln
Der Wind unter meinen Flügeln
Unser ShoCo-Card-Titel diesen Monat erzählt die Geschichte von Midori, deren Mutter tragisch verstorben ist. Die Highschool-Schülerin ist erst 17, hat aber mit Schule, Haushalt und ihrem kleinen Bruder alle Hände voll zu tun. Da ihr Vater meist noch spät arbeitet, kann sie sich nicht einmal mit ihrer Freundin treffen. Eines Tages trifft sie auf dem Schulgelände den Angestellten Kaoru, der einfach durch eine offene Stelle im Zaun auf das Schulgelände gesprungen ist. Die beiden kommen ins Gespräch und Midori kann endlich einmal jemandem anvertrauen, wie sie sich fühlt. Midori schöpft wieder Hoffnung, doch auch Kaede ist nicht so unbeschwert, wie es den Anschein hat …
Interview mit Ben:
MP: Wieso habt ihr euch dazu entschieden, den Manga Der Wind unter meinen Flügeln zu benennen?
Wir haben erst einmal den japanischen Titel Midori no Tomarigi wörtlich ins Deutsche übersetzt, um zu schauen, ob man damit arbeiten kann. Der Titel bedeutet so viel wie „Grüne Vogelstange“, wobei Midori auch der Name der Protagonistin ist. Das Bild des Vogels auf dem Ast oder im Vogelkäfig ist in Midoris Geschichte von großer Bedeutung. Das sieht man auch anhand der Coverillustrationen des ersten Bandes. Wir wollten jedoch die Idee des „Eingesperrtseins“ ins Positive wenden, da die beiden Hauptcharaktere sich gegenseitig stützen und füreinander da sind. So sind wir bei Der Wind unter meinen Flügeln gelandet. Es geht schließlich auch darum, den Blick nach vorn zu richten und aus seinem grauen Alltag auszubrechen. Ende Februar erscheint die Reihe übrigens auch auf Französisch, und zwar unter dem Titel Our Green Birdcage.
MP: Worum geht es in dem Manga und was macht die Geschichte für dich besonders?
Nachdem Chia Teshimas Einzelbände Beziehungsstatus: Es ist kompliziert und Der Frühling macht mich ganz verrückt gut bei unseren Leser*innen ankamen, wollten wir gern einen längeren Manga der Künstlerin nachlegen. In vier Bänden erzählt sie in Der Wind unter meinen Flügeln die Geschichte von Midori, die schon früh ihre Mutter verloren hat und seitdem auf ihren kleinen Bruder Ai aufpassen muss. Da ihr Vater oft bis spät abends arbeiten muss, übernimmt sie auch die häuslichen Pflichten. Doch allem voran ist Midori noch Schülerin und für die Schule gibt es allerhand zu tun. Irgendwann merkt sie, dass ihr die vielen Aufgaben über den Kopf wachsen. Glücklicherweise findet sie auf einem kleinen grünen Hof hinter dem Schulgebäude willkommene Ruhe. Das denkt sie zumindest, denn dort stößt sie unerwartet auf einen jungen Mann namens Kaoru, der vor wenigen Jahren noch selbst diese Schule besucht hat und sich nun durch ein Loch im Zaun zurück aufs Gelände schleicht. Und während Midori sich mit ihm unterhält, begreift sie, dass auch er gewisse Pflichten zu erfüllen und sein Päckchen im Leben zu tragen hat.
Gerade die Tatsache, dass das Ganze nicht einfach nur süß und romantisch erzählt wird, sondern sich auch melancholische Töne daruntermischen, gefällt mir so gut an diesem Manga. Ein Shojo muss ja nicht zwangsweise – oder einfach nur – fluffig sein. Die Dialoge und Handlungen wirken nachvollziehbar. Man fragt sich als Leser*in, ob die beiden es wohl schaffen werden, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und proaktiv etwas zu verändern.
MP: Midori ist 17 Jahre alt und Kaoru 27 – inwiefern wird dieser Altersunterschied in der Reihe thematisiert?
Man merkt schon, dass sie erfahrungsbedingt teilweise andere Ansichten haben, wobei diese sich hier und da auch überschneiden. Außerdem wirkt es zunächst so, als würde Midori mehr Rat von Kaoru bekommen als andersherum. Doch kann sie ihm mit ihrer – vielleicht noch ein wenig naiven – Art zur Seite stehen und eine andere Perspektive geben. Die beiden stecken in unterschiedlichen Lebensphasen, aber haben ähnliche Dinge durchgemacht. Sie reden daher viel über Verlust und Trauer, aber auch über ihre Zukunftsvorstellungen sowie die Erwartungen, die sie an sich selbst stellen. Dabei muss Midori verstehen, dass auch ein erwachsener Mann wie Kaoru, der auf den ersten Blick mitten im Leben steht, keine Sorgen hat und viele Freiheiten genießt, doch ganz schön viel Verantwortung trägt. Es ist schön, mit anzusehen, wie die beiden voneinander lernen und sich gegenseitig neue Impulse geben.
Chia Teshima
Standardformat, 192 Seiten
(D) 6,99 € / (A) 7,25 €
Abgeschlossen in 4 Bänden
Erscheint ab Januar 2022